Legacy of Kain: Soul Reaver II
Autor: Andrea
Bewertung: 2
Vertrieb: Eidos Interactive
Entwickler: Crystal Dynamics (USA)
Erscheinungsjahr: 2001
Plattformen: PC, PS2
Systemanforderungen PC:Pentium III 450 Mhz, Windows 95/98/ME, 128 MB RAM, DirextX 8.0-kompatible Sound- und Grafikkarte (Minimum 16 MB RAM) 850 MB Festplattenspeicher
Genre: Action-Adventure
USK-Freigabe: Ab 16
Raziel ist bedauernswert: Beseelt von dem Wunsch, seinem ehemaligen Dienstherrn Kain ein paar auf die Nase zu hauen, jagte er diesen durch ganz Nosgoth, nur um am Ende mitansehen zu müssen, dass Kain ihm im letzten Moment durch eine Art Zeittor entwischte.
Da er ja eh' nix mehr zu verlieren hatte, entschloss sich Raziel, Kain durch das Zeitportal zu folgen. Auf der anderen Seite des Portals trat aus dem Halbdunkel jedoch eine andere Gestalt auf Raziel zu. Es handelte sich dabei um Möbius, seines Zeichens Zeitstromlenker und einer der Anführer des Serafan-Ordens, welcher fröhlich Jagd auf alle Blutsauger dieser Welt macht. Raziels Zusammentreffen mit Möbius soll - wie er später erfahren wird - nicht zufällig gewesen sein...
Hier endet Soul Reaver, und hier beginnt Soul Reaver II. Nach einem - mehr oder weniger aufschlussreichen - Dialog mit Möbius entschliesst sich Raziel, Nosgoth nochmals nach Kain abzusuchen. Angestachelt von Möbius bereist er dazu mehrere Epochen in der Zeitgeschichte von Nosgoth, wobei er immer mehr über seine eigene Vergangenheit zu Tage fördert.
Spielerisch hat sich nicht viel geändert. Raziel hetzt wieder durch das Land und löst das eine oder andere Rätsel mit Hilfe von Dimensionssprüngen oder anderen Tricks. Alle in SR erworbenen Fähigkeiten stehen ihm dabei in vollem Umfang zur Verfügung. Zusätzlich kann Raziel jetzt auch noch die "spirituelle Klinge" des Soul Reavers öfter einsetzen, jedoch muss er sich vor übermäßigen Gebrauch hüten, da er sonst selber Opfer der Klinge wird. Waffen lassen sich wie gehabt benutzen, allerdings müssen die Gegner nicht mehr aufgespiesst werden, und der Kampfmodus wurde um ein paar neue Tritte nebst besserer Anvisierung erweitert.
Zwischengegner gibt es in Soul Reaver II keine. Durch das Lösen von Rätselaufgaben kann Raziel aber die Fähigkeiten des Soul Reavers ausbauen. Mit den erworbenen Fähigkeiten lassen sich dann zuvor verschlossene Gebiete betreten. Allerdings betritt man dann nicht unbedingt Neuland; vielmehr handelt es sich oft um Areale, welche Raziel nur wegen der Zeitumstände nicht ohne Weiteres betreten kann. Im Klartext heißt das: Lauf irgendwo hin, löse ein Rätsel, kehre um und mach da weiter, wo Du nicht weitergekommen bist. Durch diese Methodik kann es vorkommen, das man immer wieder bereits erkundete Areale nochmals durchläuft.
Das wäre eigentlich nicht so schlimm, aber die Speicheroption ist - ähnlich wie beim Vorgänger - stark eingeschränkt. Der Spielstand lässt sich (auf PS2 wie PC) nur an definierten Stellen sichern, und neu geladene Spiele beginnen dann eben von diesem Punkt aus. Dieser Umstand führt oft dazu, dass man sich einige Film-Sequenzen öfters anschauen muss, es sei denn, man macht sich unmittelbar nach diesen Sequenzen wieder auf zum nächsten Speicherpunkt und sichert das Spiel.
Das ist wahrlich keine Meisterleistung und kann auch nicht auf die Architektur der Playstation-CPU abgewälzt werden; es gibt genug Titel, bei denen man speichern kann, wo dem Spieler danach ist.
Technisch - egal ob PC oder PS2 - ist Soul Reaver II aber nichts vorzuwerfen. Die Grafik ist verdammt gut geworden. Raziel wurde detaillierter gestaltet, auf die Background-Texturen trifft das auch zu, und das Spiel trumpft mit Licht-Effekt-Orgien auf, wie man sie für ein modernes Spiel erwarten kann. Preisverdächtig sind vor allem die Zwischen-Sequenzen, in denen Raziel neue Eigenschaften bekommt. Da blitzt, raucht und vibriert es an allen Enden, als ob es sich um eine Produktion aus Hollywood handeln würde.
Die - leider reichlichen - Feinde sind sehr eindrucksvoll in Szene gesetzt. Einige der Dämonen könnten widerum aus einen Fantasy-Film stammen. Zum Glück sind die meisten von ihnen - trotz gefährlicher Optik - relativ leicht zu besiegen. Anders verhält es sich dagegen mit den menschlichen Serafan-Kriegern, welche ziemlich am Schluss erscheinen. Da haut man besser ab, weil diese Burschen (und Mädls!) ziemlich zur Sache gehen.
Hinzu kommt eine vollkommen stimmige Musik-Begleitung, und der Sound FX zu diversen Manövern ist auch nicht ohne. Die Synchron-Sprecher waren schon in Soul Reaver in Ordnung. Für Raziel hat man sich aber jetzt doch für eine passendere Stimme entschieden.
Geredet wird in Soul Reaver II übrigens viel, vielleicht sogar zu viel. Es ist ja absolut lobenswert, dass man sich da soviel Arbeit gemacht hat, aber recht viel Wissenwertes wird dann doch nicht gebracht. In der Regel sagen die Charaktere nur so Sachen wie "Gehe zu Kain und mach ein Ende damit!" (Möbius) oder "Kain verdient den Tod!" (wieder Möbius) oder "Töte Kain!" (Ariel) etc...das nervt, und irgendwie kann man dann auch Raziel verstehen, dass er langsam die Lust verliert, seinen Erzfeind auszuschalten.
Allerdings sind die drei Hauptfiguren nicht auf den Mund gefallen. Vor allem Möbius glänzt mit bissig-ironischen Kommentaren, etwa "Tu was Du tun musst....ALLE großen Bewegungen brauchen ein paar Märtyrer." oder "Du musst mich ja nicht lieben, um mein Verbündeter zu sein!".
Soul Reaver II ist im Grunde nur ein Abklatsch des Vorgängers. Seine Stärken bezieht das Spiel aus der verbesserten Steuerung und der bombastischen Grafik. Spielerisch bietet es aber wenig Neues und kann dem ersten Teil eigentlich nur in Punkto Atmosphäre den Rang ablaufen.
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